Schlepperei versus humanitäre Fluchthilfe: Bereicherungsabsicht als Differenzierungskriterium?
Author(s) : Milena Holzgang
Source : https://doi.org/10.5771/2509-9485-2018-2-193
Abstract:
“In the current debate on the irregular crossing of borders by people fleeing their home countries, the ›heroic actions‹ of individuals and humanitarian organizations are regularly contrasted with the criminal actions of the ›money-grabbing, self-enriching‹ migrant smugglers. This paper examines this seemingly obvious differentiation based on the profit motivation between behavior that is non-punishable or morally acceptable and behavior that is punishable or morally reprehensible in the context of helping people to irregularly cross the border. The discussion is based on the relevant provisions of international law and their implementation in Switzerland. This paper argues that such a distinction cannot be made solely on the basis of the criterion of profit motivation. Rather, it stresses the need for a systematic redefinition of the problem, for which the concept of human dignity could serve as a promising starting point.”
Zusammenfassung
“In der aktuellen Debatte über den irregulären Grenzübertritt von flüchtenden Personen werden den ›heldenhaften Aktionen‹ vereinzelter Individuen und humanitärer Organisationen regelmässig die kriminellen Handlungen der ›geldgierigen, sich bereichernden‹ SchlepperInnen gegenübergestellt. Dieser Beitrag untersucht diese scheinbar naheliegende Differenzierung zwischen dem straffreien oder moralisch zu begrüßenden Verhalten und dem strafbaren oder normativ abzulehnenden Verhalten im Kontext der Hilfe zum irregulären Grenzübertritt anhand des Kriteriums der Bereicherungsabsicht. Die einschlägigen völkerrechtlichen Bestimmungen und deren Implementierung in der Schweiz dienen dabei als Basis der Diskussion. Dabei argumentiert dieser Beitrag, dass eine solche Unterscheidung nicht allein am Kriterium der Bereicherungsabsicht vorgenommen werden kann. Vielmehr wird die Notwendigkeit einer systematischen Neubestimmung der Problematik betont, für welche das Konzept der Menschenwürde als vielversprechender Ausgangspunkt dienen könnte.”