Zur Situation der Jenischen und Sinti in der Schweiz: Literaturrecherche mit Fokus auf die Diskriminierungsgeschichte der nomadischen Lebensweise
Author(s) : Nadine Gautschi
Source : https://www.knoten-maschen.ch/wp-content/uploads/2025/08/0813_Zur-Situation-der-Jenischen-und-Sinti-in-der-Schweiz-310725-ngautschi.pdf
Abstract:
Diese Literaturrecherche bietet einen kompakten Überblick über den aktuellen Stand des Wissens zur Situation der Jenischen und Sinti in der Schweiz. Gestützt auf ein Rechtsgutachten von Diggelmann et al. aus dem Jahr 2024 erkannte der Bundesrat am 20. Februar 2025 die Kindswegnahmen und Geburtenverhinderungen in den Gemeinschaften der Schweizer Jenischen und Sinti durch die Pro Juventute zwischen 1926 und 1973 im Sinne des Völkerrechts als Verbrechen gegen die Menschlichkeit an. Die beiden Selbstorganisationen „Union des Associations et des Représentants des Nomades Suisses“ (UARNS) und die „Radgenossenschaft der Landstrasse“ ersuchten den Bund in den Jahren 2021 bzw. 2024 um die Anerkennung eines (kulturellen) Genozids, woraufhin der Bund das entsprechende Rechtsgutachten in Auftrag gab. Im Zuge der Anerkennung des Verbrechens gegen die Menschlichkeit bekräftigte der Bund gegenüber den Jenischen und Sinti seine Entschuldigung von 2013, die den Opfern der sogenannten „fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen“ galt. Zunächst wird die historische (Verfolgungs-)Geschichte der Jenischen und Sinti auf dem heutigen Staatsgebiet der Schweiz nachgezeichnet. Anschliessend wird die heutige Situation der Jenischen und Sinti anhand der verfügbaren Hinweise dargelegt. Danach werden die Auswirkungen der Verfolgung erörtert. In einem weiteren Abschnitt wird die Rolle der Wissenschaft in Bezug auf die Jenischen und Sinti erläutert. Die Literaturrecherche wird mit einem Fazit abgeschlossen.