Italienische Familien in der Schweiz. Zwischen Fremdplatzierung und negierter Kindheit

Author(s) : Toni Ricciardi, Marco Nardone, Sandro Cattacin

Source : https://archive-ouverte.unige.ch/unige:175814

Abstract:

“Der zweite Text im dritten Teil dieses Bandes beleuchtet eine weniger bekannte Realität der Migration und indirekt auch des Saisonnierstatuts in der Schweiz. Die strengen Bedingungen dieses Status zielten unter anderem auch darauf ab, Familienzusammenführungen zu verhindern. Saisonarbeiterpaare mit einem oder mehreren Kindern konnten nicht mit dem Rest ihrer Familie in der Schweiz leben. Einige Kleinkinder wurden daher in Heimen untergebracht. Andere blieben unter der Obhut der restlichen Familie im Herkunftsland. Eine beträchtliche Anzahl von Kindern war jedoch gezwungen, mehrere Jahre illegal in der Schweiz zu leben.

Waren die Eltern unter dem Saisonnierstatut tätig, konnten diese Kinder nur selten beschult werden. Als Illegale blieben sie versteckt und unauffällig, und zwar sowohl, wenn die Eltern wegen der Arbeit abwesend waren, als auch, wenn die Familie zusammenkam. Die Kinder waren schon sehr früh auf Unauffälligkeit sozialisiert worden, um ihr Vorhandensein nicht zu offenbaren. In den Grenzregio-nen der Schweiz waren sogar spezielle Einrichtungen für die Aufnahme und Unter-bringung der betroffenen Kinder geschaffen worden. Die Forschungsergebnisse des Teams Cattacin et al. (2024) erlauben es, das ungleiche Kräfteverhältnis zwischen wirtschaftlichen Interessen und dem Schutz der Kinderrechte grundlegend zu hinterfragen.”

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