Ukrainische Flüchtlinge in der Schweiz : Ergebnisse einer Befragung zu Fluchterfahrungen und zur Lebenssituation
Author(s) : Dirk Baier, Judith Bühler, Andrea Barbara Hartmann
Source : https://doi.org/10.21256/zhaw-26256
Abstract:
“Am 24. Februar 2022 begann die Invasion russischer Truppen in die Ukraine und damit ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg Russlands. Als Ergebnis sind bislang zehntausende tote Menschen unter der Zivilbevölkerung wie unter den Soldat:innen zu beklagen. Zudem sind ca. 6,3 Millionen Menschen in die europäischen Nachbarstaaten geflüchtet. In der Schweiz wurden – Stand Ende November 2022 – 70’000 flüchtende Personen aus der Ukraine registriert. Hier erhalten die Geflüchteten den sog. Schutzstatus S, d.h. ein Aufenthaltsrecht, ohne dass ein ordentliches Asylverfahren durchlaufen werden muss.3 Die starke Zuwanderung ukrainischer Flüchtlinge stellte die Behörden, nicht nur in der Schweiz, vor grosse Herausforderungen, insbesondere mit Blick auf die zeitnahe, adäquate Unterbringung und die Bereitstellung von Unterstützung zu minimaler Integration. Nur aufgrund der Bereitschaft der Bevölkerung, geflüchtete Personen privat zu beherbergen, konnte die vorläufige Unterbringung von allen Schutzsuchenden gewährleistet werden. Die vorläufige private Unterbringung war anfänglich auf drei Monate begrenzt und rund drei Viertel der Schutzsuchenden fanden eine Unterkunft in Privathaushalten. Allerdings finden sich Anzeichen dafür, dass dieses private Engagement nicht dauerhaft aufrechterhalten werden kann. Im Kanton Aargau bspw. sank die Prozentzahl der Schutzsuchenden, welche privat unterbracht werden, im November auf 52 %. Die Flucht von Millionen Menschen innerhalb kurzer Zeit ist ein ungesteuerter, in Teilen chaotischer Prozess. Zu beachten dabei ist, dass insbesondere Frauen, Kinder und ältere sowie (schwer-)kranke Menschen, d.h. sog. vulnerable Gruppen die Flucht antraten. Schon sehr bald nach Beginn der Fluchtbewegung mehrten sich dann auch die Hinweise darauf, dass diese flüchtenden Personen erhöhten Risiken wie (sexuellen) Übergriffen, Ausbeutung und Menschenhandel ausgesetzt sind – und dies nicht nur während der Flucht, sondern auch nach der Ankunft in der Schweiz und der Unterbringung sowohl in privaten als auch in Gemeinschafts-Unterkünften.”
Schlagwörter: Ukraine; Schweiz; Flucht; Flüchtling; Migration; Befragung; Studie